Gedichte

Die Psychoanalyse C.G Jungs

In memoriam Erich Neumann
 
Uroboros Schwanzfresser
 
 
Heldenmythen reich an Zahl,
Atmos Phallus Phoebus Strahl.
Phoebus Strahl heißt Liebeslust;
Autarkie trotzt Mutterbrust
Höllenfahrt mit Elfenschuh,
Dolch und Fackel, Himmelskuh.
 
In Necheb-Nechen Eritrea
sind Zoroaster, Bonadea.
In Uruk herrschen Schlangenköpfe.
Hyazinth sieht Lustgeschöpfe.
Hybristika, sie sinnt auf Rache,
erst Höllenmaul, dann Chaosdrache.
 
Dioskuren und Kabieren,
Prajapati wird verlieren.
Demeter der Demiurg
steht mit Tappas in der Burg.
Urmensch spürt die Übermacht
schwimmt im Urmeer Nacht für Nacht.
 
Defloratio, aufgezwungen,
Koitus und dann verschlungen.
Auf’s Gesicht den Schlamm mit Kröten
Himmelsfrauen, sie erröten.
Krokodil mit Löwentatzen,
um die Blutschicht abzukratzen.
 
Tiergestalten, Ziege Rind,
Lepidatus ist noch Kind
Heiligkeit fährt Löwenwagen,
Onanie und nie verzagen.
Der Kakadu heilt Pharaonen,
der Doktorvogel wird nichts schonen.
 
Heldeninzest, Kastration.
Steht’s im Midrasch: Sensation.
Kleiner Horus dominant,
Daktylen wird intrigant.
Zahnbewaffnet Gorgos Schoß,
Ungeheuer, übergroß
 
Hyankinthos fragt Gestirne.
In Sanskrit heißt Jungfrau Dirne.
Jünglingsgott Befruchtung freut,
Hexenkunst wird nicht bereut.
Greift sich nun den Weizenlaib,
schmeichelt jetzt dem Frühlingsweib.
 
Feuer färbt die Mähne rot,
Minotaurus Opfertod.
Herkules hat noch Vernunft,
hört auf die Beraterzunft.
Komplott mit Jachweh, Nymph, Sirene;
Herakles zieht‘s nach Mykene
 
Sie heißt Pandora, greift zur Flasche,
trinkt Liebesglut mit heißer Asche,
ist trotz des Wahnsinns Jungfrau, Mutter
und gibt dem Walfischdrachen Futter.
Kann Bäume fällen, Eber köpfen,
ist Weib mit Bart in Feuertöpfen.
 
Ödipus ist tief gefallen,
Wogengürtel, Pauken, Krallen.
Ischallanu folgt Grundsätzen
Männlichkeit nicht überschätzen.
Helena trinkt Morgensaft
Libido nebst Hexenkraft.
 
Nilpferd hebt den Wurzelballen,
Herodot schreibt’s einfach allen.
Kelabim der Regenmacher
war sein größter Widersacher.
Pauken, Zimbeln und auch Flöten,
Selbstentmannung, dann ihn töten.
 
Die Mutterdrachen das sind Biester,
in Drachens Schoß, Kastratenpriester.
Krokodil sorgt für Beschneidung,
doch Ino, Zagreus woll’n die Scheidung.
Ho und Tefnets Triebgewalt;
Selbstentmannung folgt sobald.
 

 
Traum-Vernunft zeugt Ungeheuer,
Damoiden sind im Feuer.
Wannen-Putto polyglott,
Tohuwabohu ist bankrott
Abydos Athene trifft,
Hybris nimmt dann Schlangengift.
 
Kosmu kämpft, er ist tollkühn,
Sohngeliebter, androgyn,
orgiastisch mit Dryade.
Opfertode, keine Gnade,
täuschen Narziss mit den Dämpfen,
Maturas Rache, Krieger kämpfen.
 
Zur Prophetie jetzt des Naiven,
des Unbewussten, Kollektiven.
Das Pleroma, nicht beseelt,
ohne Mythos ist’s verfehlt.
Die Handlungsmitte wird so klein,
dass Rechts und Links, ist nichts als Pein.
 
Nun, das Selbst ist doch entstanden,
ungebändigt wird es stranden.
Archetypen sind verwischt,
kein Symbol sie aufgefrischt.
Metaphorik und Symbol,
Narration, es klingt jetzt hohl.
 
Historie ist unterbrochen,
das Leiden sicher für Epochen.
Der tote Tag, mein Schattenbruder,
kein Kanon greift hier noch ins Ruder.
Ermüdend ist’s und kostet Kraft
das Bewusstsein, inselhaft.
 
Unbewusstes kollektiv,
ontologisch geht es schief.
Ich-Abspaltung schierer Frust,
mündet in Totalverlust.
Das Bewusstsein eingebrochen,
Neumann hat so ernst gesprochen.
 
 
Gereon Walther
 
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