Geschichten

Kreuzfahrten

Unser kleiner Max berichtet:
 
 
Mama und Papa!
 
Gerade haben mir Oma und Opa von ihrer Kreuzfahrt berichtet. Sie gingen ja in Dubai, das ist irgendwo in Arabien, an Bord. Dann haben sie sich alle in einem großen Saal versammelt, dieser Saal heißt wohl Messe. Der Kapitän stellte sich dann vor, er sagte, dass er nicht immer Kapitän war, sondern vorher etwas studiert hatte, ich glaube es war Psychologie, jedenfalls etwas von Menschen. Er sagte, er wollte dann nicht mehr den Gedanken nachfahren, sondern lieber über die Meere fahren. Also er sei jetzt sehr zufrieden, weil er nicht nur die Meere befahren könne, sondern es auch mit Menschen zu tun habe. Und vor allem: dass diese Menschen hier alle im gleichen Boot sitzen, wie ja auch in der richtigen Welt. Er sei Kapitän von einem besonderen Schiff. Dann erklärte er, dass es in diesem Schiff ganz besondere Geräte gibt, und zwar Geräte, mit denen man Plastikmüll in den Weltmeeren aufspüren kann. Und dann hat er wohl alles genau erklärt.
 
Jedenfalls konnten dann Oma und Opa abstimmen, ob sie bei der Sache mit dem Plastikmüll mitmachen. Jeder konnte die Hand heben und sich registrieren lassen, wenn er mitmachen wollte. Oma und Opa haben natürlich mit gemacht, weil sie es spannend fanden. Ich glaube Opa hat gesagt, dass nicht alle die Hand gehoben haben, aber ein paar 100 Leute doch. Diese versammelten sich in einem anderen großen Saal und dann gab es ein Programm. Jemand hat sich nach Vorkenntnissen erkundigt. Es waren viele gut ausgebildete Leute dabei zum Beispiel Chemikerinnen, Piloten und andere. Dann wurden Gruppen gebildet und weitere Termine vereinbart. Sie haben dann in kleinen Gruppen am nächsten Tag weiter gearbeitet. Opa und Oma waren bei einer Chemikerin in der Gruppe. Sie bekamen die Aufgabe, sich über verschiedene Plastik- oder Kunststoffarten und deren Erkennung zu informieren. Erst einmal mussten sie sich selbst einarbeiten. Sie hatten dazu viele Informationen, auch Computer. Eine andere Gruppe wurde zum Beispiel von einem Piloten geleitet, es ging darum, wie man ein Schiff oder Boot steuert. Und Leute, die mit Technik zu tun hatten, mussten anderen erklären, wie man im Wasser ein Netz steuert. Es waren auch Computer-Fachleute dabei, die anderen etwas über Bilderkennung erklärten. Und dann gab es auch noch Koordinatoren. Sie mussten sich immer nach dem Stand des Unterrichts- und dem Fortgang der Dinge erkundigen und alles aufeinander abstimmen. Jedenfalls war es interessant und anspruchsvoll. Nach ein paar Tagen ging es dann richtig los. Sie waren mit mitten im indischen Ozean, südlich von Madagaskar. Das Navigationssystem von Oma und Opas Schiff, aber auch andere Schiffe hatten einen Wirbel mit besonders viel Plastikmüll gesichtet. Andere Schiffe hatten auch riesige Ringe ausgelegt. Der Kapitän steuerte langsam hierauf zu. Und dann wurden Roboterboote, jeweils mit Netzen, ausgesetzt. Ganz wichtig war es, mithilfe der Sensoren an Fischen und Fischschwärmen vorbei zu steuern, das hat wohl Opa am meisten Spaß gebracht. Mama? Weißt du, was ein Lidar-Sensor ist?
 
Es war wohl wie ein großes Konzert. Einige waren dafür zuständig, mit einem Ladebaum die Netze auszuhaken und zu entleeren. Dann kam der Inhalt auf ein Laufband. Hier sahen sie sich zunächst einmal an, was sie alles so gefischt hatten, auch mit einem Mikroskop. Dann konnten sie auch schon Analysegeräte einsetzen und es wurde genau besprochen, wer was von den größeren Müllteilen zu sortieren hatte. Die Chemikerin hatte enorm viel zu tun. Aber für die meisten war es trotzdem nicht anstrengend, weil diese Aktionen für jede Schicht nur 3 Stunden andauerte. Der Müll kam sortiert auf eine Waage und sie hatten zum Beispiel an einem Tag 200 kg PET gesammelt, wisst ihr, was das ist?
Die kaufmännischen Spezialisten hatten zu überlegen, wie sie dies am besten verkaufen konnten. Für die Arbeit am Fließband wurde eine besondere Kleidung gestellt. Nach 3 Stunden, wenn man wollte auch schon nach 1 Stunde, je nach Fitness, hat man sich umgezogen und dann ging es zu den Mahlzeiten - mit den anderen zusammen. Und Oma und Opa konnten den anderen genau erzählen, was sie erlebt hatten. Sie hatten den Eindruck, dass die anderen ganz neidisch waren.
 
Manche sagten, dass sie sich bei der nächsten Kreuzfahrt auch für den Plastikmüll melden wollten.
 
Und Papa? Ich will natürlich auch so eine Kreuzfahrt mitmachen.
 
 
 
 
Gereon Walther
 
 
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